HÖHLE COSQUER
Eine Reise durch die Epochen
Die ersten Besiedlungen dieser Höhle entsprechen dem Zeitraum, als sich die Nutzung der Höhle Chauvet dem Ende zuneigte. Die letzte menschliche Präsenz in der Höhle wiederum fällt in die Epoche, als die Höhle Lascaux besiedelt war. Zu den „zeitgenössischen‟ Höhlen zählen die Große Höhle in Arcy-sur-Cure (28.000 v. Chr. – Yonne), die Höhlen von Cussac (29.000 v. Chr. – Buisson-de-Cadouin, Dordogne), Pech-Merle (29.000 v. Chr. – Cabrerets, Lot) und Cougnac (30.000 v. Chr. – Payrignac, Lot).
Die Höhle Cosquer, eine bedeutende Stätte für prähistorische Kunst
DIE SEHR LANGE MENSCHLICHE ANWESENHEIT IN DER HÖHLE, DIE REICHE VIELFALT DES BESTIARIUMS, DIE SPUREN DER MENSCHLICHEN AKTIVITÄT SIND ALLESAMT ELEMENTE, DIE AUS DER HÖHLE COSQUER EINE DER HOCHBURGEN FÜR DIE JUNGSTEINZEITLICHE KUNST IM EUROPÄISCHEN MITTELMEER MACHEN. IHRE LAGE IN MARSEILLE BESCHEINIGT, DASS DIE GEBIETE DER BERÜHMTEN STADT DER PHÖNIZIER SEIT VIEL LÄNGERER ZEIT ALS „NUR‟ 26 JAHRHUNDERTE BESIEDELT SIND ...
Die einzige weitere in der Provence bekannte Stätte mit urzeitlicher Felsenmalerei ist der sogenannte Unterschlupf des Bisons von Ségriès (Moustiers Sainte-Marie, Alpes de Haute-Provence). In diesem Unterschlupf wurde ein einzelner Bison in die Kalksteinwand geritzt. Das Werk ist mit 18 cm Länge eher klein. Es weist Ähnlichkeiten zum Bison auf, der in der Höhle Cosquer in den Fels geritzt wurde (Glieder in Y-Form, gebogene Hörner), was einige Forscher dazu brachte, diese Ritzerei zeitlich denen in der Unterwasserhöhle anzunähern.
Eine empfindliche und vom Anstieg des Meeresspiegels bedrohte Unterwasserhöhle
DIE HÖHLE COSQUER IST VOM VERSCHWINDEN BEDROHT. DER ZERSTÖRUNGSPROZESS SETZTE SCHON VOR 10.000 JAHREN EIN: SEIT DEM ENDE DER LETZTEN EISZEIT HAT DER ANSTIEG DES WASSERS SCHON 4/5 DER HÖHLE ÜBERFLUTET.
Die Überflutung der Höhle hat zerstörerische und unwiderrufliche Folgen. Man schätzt, dass die unter Wasser befindliche Fläche schon 3/4, wenn nicht gar 4/5 der Gesamtfläche der Höhle ausmacht. Wenn man bedenkt, dass alle für den künstlerischen Ausdruck gestaltbaren bzw. geeigneten Flächen, die den Künstlern aus der Urzeit zugänglich waren, in den noch vom Wasser verschonten Bereichen genutzt wurden, dann kann man davon ausgehen, dass eine sehr große Zahl an Werken schon längst verloren ist.
Das ist die Stätte in Frankreich, von der man sicher weiß, dass man nicht viel wird retten können. Jeden Tag geht ein Teil verloren, weshalb die Forschungen der zeitlichen Dringlichkeit unterliegen.
Geneviève Pinçon, Direktorin des nationalen Urzeitzentrums.
Ein Verschwinden mit Ankündigung
Seit Beginn des Industriezeitalters beobachten wir einen Anstieg der Temperaturen. Es handelt sich dabei um die Auswirkung der Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre, die den Treibhauseffekt verstärkt.
Das ist der hauptsächliche Grund, warum das Klima wärmer wird und es aktuell zum Abschmelzen der Gletscher kommt. Doch während das Schmelzen der Eismassen für 70 % des erwarteten Anstiegs des Meeresspiegels verantwortlich ist, werden 30 % dieses Anstiegs durch die Ausdehnung des oberflächennahen Meereswassers verursacht, das 90 % der durch die globale Erwärmung geschaffenen Wärme speichert.
Mit diesen atmosphärischen Erwärmungsphänomenen steigt der Meeresspiegel jedes Jahr um einige Millimeter an. Prognosen lassen vermuten, dass sich das Phänomen in den kommenden Jahren beschleunigen könnte, was auf bestimmte Rückkopplungen wie den Albedo-Effekt* und die steigende Konzentration von Treibhausgasen zurückzuführen ist. *Unter Albedo versteht man den Effekt, der auftritt, wenn die Sonnenstrahlen auf eine Oberfläche treffen und diese Strahlen in den Weltraum zurückgeführt werden.
Aus diesem Grund ist das Projekt, eine Nachbildung der Höhle Cosquer anzufertigen, die für jedermann zugänglich und unvergänglich ist, heute nicht nur gerechtfertigt, sondern auch unerlässlich. Der natürlich bedingte Zerstörungsprozess, der vor über 10.000 Jahren einsetzte, scheint aufgrund des anhaltenden Anstiegs des Meeresspiegels in der Höhle unaufhaltbar.